Rezension:George Orwell: 1984
George Orwell: 1984

Orwells Roman über die Zerstörung des Menschen durch eine perfekte Staatsmaschinerie ist längst zu einer scheinbar nicht mehr erklärungsbedürftigen Metapher für totalitäre Verhältnisse geworden. Sein literarischer Erfolg verdankt sich einem beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem auch der Leser von heute sich nicht entziehen kann.
Meinung:
Dieses Buch war vor drei Jahrzehnten in aller Munde, heute ist es bei der jüngeren Generation eher unbekannt. Bestenfalls kennt man noch den Satz "Big Brother is watching you". Aber es geht in diesem Science-Fiction-Roman nicht nur um die Überwachung des einzelnen bis hin ins Persönlichste, sondern um das Auslöschen der Vergangenheit und jeglichen Bewußtseins dessen, was der Mensch ist. Die herrschende Partei hat mit Neusprech eine neue Sprache erfunden, die gleichzeitig vorgibt, was und wie im Lande gedacht werden darf. Die Vergangenheit ist umgeschrieben worden, während sämtliche Beweise, die etwas anderes aussagen könnten, in schwarzen Gedankenlöchern verschwinden. Als korrekte Verhaltensregel gilt Doppeldenk, wodurch selbst Widersprüchliches als richtig erscheint und 2 + 2 eben auch 5 sein kann, wenn die Partei dies vorgibt. Wer davon abweicht, den wird früher oder später die Gedankenpolizei ergreifen. Das kann immer und überall geschehen und wen sie erst einmal in ihren Fängen hat, der wird seine persönliche Hölle auf Erden erleben. Letztendlich wird er vaporisiert und hat nie existiert.
Ich gebe zu, ich musste mich zwingen, dieses Buch zu Ende zu lesen, so schrecklich war das, was dem Protagonisten Winston widerfahren ist. Mit ihm die Stationen des Schreckens zu durchlaufen und seine Entmenschlichung bis ins Innerste mitzuerleben, wird jeden fühlenden Menschen erschauern lassen. Derart sensibilisiert wird ein Leser dieses Buches zwangsläufig laut aufschreien m ü s- s e n, wenn er in seiner Realität Tendenzen und Entwicklungen in Richtung eines "1984" feststellt.
© HB