Interview mit Annette Spratte Autorin

Drei Worte, die dich am besten beschreiben!
Noch nicht erwachsen
Gibt es etwas über dich, das wir unbedingt wissen sollten?
Ich bin Christ, aber dadurch, dass ich nicht in einer christlichen Familie aufgewachsen bin, habe ich in manchen Dingen einen etwas anderen Zugang zum Glauben. Außerdem habe ich einen sehr schwer zu bändigenden Humor.
Was schreibst du so?
Angefangen habe ich mit einer sehr tiefgründigen Liebesgeschichte, die ich auf Englisch geschrieben habe. Das ist nämlich die Sprache meines Herzens. Daraus ist eine kleine Reihe entstanden mit einer kurzen Vorgeschichte und zwei Romanen, „The Way of Life“ series.
Dann kam Jabando, ein christliches Kinderbuch mit einem tollen Abenteuer rund um ein interaktives Nintendo-Spiel, mit dem man in biblische Zeiten reisen kann. Das ist auch eine Reihe und bildet im Moment meinen Fokus.
Wie bereitest du dich auf deine Geschichten vor? (Recherche, Interviews, etc...) Was war dabei die bisher aufwendigste Vorarbeit?
Ich muss ja gestehen, dass ich sehr Recherche-faul bin, deswegen habe ich erst mal etwas geschrieben, wo ich kaum zu recherchieren brauchte. Für Jabando, wo in jedem Band verschiedene Bibelstellen vorkommen, muss ich eine Menge nachlesen, um in der Erzählung keine Fehler zu machen. Gab es z.B. im alten Israel schon Schränke? Was hatten die Hirten bei Jesu Geburt eigentlich an? Wie lange dauert ein Sonnenuntergang in Israel? Lauter Kleinigkeiten, die mir beim Schreiben auffallen und die ich dann herausfinden muss. Aber so wirklich aufwendig war bisher noch nichts.
Wer oder was hat dich zum Schreiben gebracht?
Ich würde sagen, Gott. Ich habe eigentlich schon immer gern geschrieben, aber hielt meine Ideen nie für wert, veröffentlicht zu werden. 2014 hatte ich dann plötzlich diese ganze, verschlungene Liebesgeschichte im Kopf und fand sie total spannend. Ich wollte sie unbedingt lesen! Also musste ich sie aufschreiben. Das war der Beginn des Abenteuers und ich sehe darin jetzt eine echte Berufung. Ich kann Kindern mit meinen Abenteuern die Bibel noch mal ganz neu erschließen. Und vielleicht auch so manchem Erwachsenen.
Planen oder einfach drauf los schreiben?
Früher hätte ich gesagt, einfach drauf los schreiben. Aber die Jabando-Reihe braucht schon einiges an Planung. Wer sind die Hauptfiguren? Was ist das Grundthema, was will ich vermitteln? Welche Bibelstellen passen dazu? Welche Art von Nintendo-Spiel liegt der Geschiche zugrunde? Und was am allerwichtigsten ist: Was haben meine Kinder für Ideen? Mit ihnen spreche ich meine Pläne durch und sie liefern mir jede Menge Treibstoff, die die Geschichten wirklich lebendig machen. Ohne meine Jungs wäre Jabando nicht entstanden.
Dein perfekter Schreibort? Wo fühlst du dich zu Hause?
Mein Schaukelstuhl. Der hat eine ganz besondere Geschichte. Ich hatte eine Situation in meinem Leben, wo ich praktisch obdachlos war. Durch viel Hilfe von außen bekam ich eine Wohnung, aber außer ein paar perönlichen Sachen hatte ich nichts, keine Möbel, keine Waschmaschine und vor allem kein Geld. Also schrieb ich eine Liste mit Dingen, die ich zum Leben brauchte und betete dafür, dass ich sie bekommen würde. Als ich so darüber nachdachte, was ich alles brauchte, fiel mir ein, dass ich schon immer mal einen Schaukelstuhl haben wollte. Den brauchte ich nicht wirklich, aber ich schrieb ihn trotzdem mit auf die Liste. Ich bekam alles geschenkt. Waschmaschine, Bett, Tisch, Stühle, ein Regal, sogar einen Computer. Und einen Schaukelstuhl. Der stand irgendwo am Straßenrand beim Sperrmüll und eine Freundin, der ich von meiner Liste erzählt hatte (und die mich ausgelacht hatte), brachte ihn mir mit. Ich betrachte diesen Schaukelstuhl als besonderes Geschenk von Gott.
Woran schreibst du gerade?
Im Moment bereite ich den nächsten Jabando-Band vor. Ich habe gerade Band 4 abgeschlossen und forme die Ideen zu Band 5. Band 2 erscheint im Januar, also habe ich noch viel Zeit.
Wie wichtig ist dir den Ort/Schauplatz zu kennen, über den du schreibst?
Tja, da spielt sich viel in der Fantasie ab. Ich komme damit gut klar, da ich die Landschaften und Schauplätze immer vor Augen habe, auch wenn ich noch nie dort war. Eigentlich schaue ich mir meine Geschichten wie einen Film an, den ich dann nacherzähle. Wenn ich von wirklichen Orten schreibe, versuche ich schon, über Bilder oder Filme einen echten Eindruck zu gewinnen, wenn ich selbst noch nie dort war. Google Maps ist da auch sehr hilfreich.
Hast du das Ende schon am Anfang in deinen Gedanken oder entwickelt sich dieses mit der Zeit?
Meistens kenne ich das Ende. Eigentlich fange ich gar nicht an zu schreiben, wenn ich nicht zumindest das grobe Raster der Geschichte stehen habe. Es kann schon mal sein, dass mir in der Mitte irgendwelche Details fehlen oder dass das Ende dann doch etwas anders wird, als ich erwartet hatte. Aber das finde ich sehr spannend. Ich habe beim Schreiben schon öfter gedacht "HÃ? Wo kommt das denn jetzt her?" Meistens sind diese Eingebungen echt super.
Ich habe außer Jabando noch zwei fertige Geschichten im Kopf, die ich gern auf Englisch schreiben würde, aber ich habe einfach keine Zeit dazu. Neben meiner Schriftstellerei arbeite ich noch als Übersetzerin, da muss man sich seine Zeit schon gut einteilen und Prioritäten setzen. Fakt ist, dass ich eine Niete im Marketing bin und nicht genug Energie aufbringe, um meine englischen Bücher an den Mann zu bringen. Für Jabando macht das der Francke-Verlag und ich bin so froh über die tolle Zusammenarbeit. Aufgrunddessen habe ich mich entschieden, die englischen Sachen hinten an zu stellen, auch wenn es mir schwer fällt. Andererseits freue ich mich jetzt schon darauf, das Ende von Jabando 5 zu schreiben, das wird soo schön!