Interview mit D.Bullcutter

Drei Worte, die dich am besten beschreiben!
Entschlossen, Realist, treu.
Gibt es etwas über dich, das wir unbedingt wissen sollten?
Ich bin ein Kind der frühen 70er Jahre und Buchautor.
Meine Bildungsgrundlagen und Denkstrukturen sind maßgeblich humanistischer Natur. Eine ausgeprägte polemische Ader kommt hinzu.
Schreiben ist für mich ein reguliertes Ventil: ich bringe Gedanken auf Papier und gebe diese weiter in einer Form, die nicht so schnell, wie in einem Gespräch oder in einem Forum in Vergessenheit gerät.
Diesbezüglich muss ich einem alten lateinischen Sprichwort beipflichten: „Verba volant, scripta manent“, also Worte fliegen, das Geschriebene bleibt.
Was schreibst du so?
Ich schreibe dystopische Romane. Bei dem Wort „Dystopie“ denkt man instinktiv an Orwells 1984 oder an Huxleys Schöne Neue Welt. Dagegen haben meine Romane einen starken Bezug zur heutigen Realität und sind sozusagen eine Projektion auf die kommende, nahe Zukunft. Ich beschreibe nicht nur den finalen Zustand eines solchen Horrorszenarios, sondern auch den Weg dorthin.
Wie bereitest du dich auf deine Geschichten vor? (Recherche, Interviews, etc...) Was war dabei die bisher aufwendigste Vorarbeit?
Elemente, die den Stoff zu dystopischen Fehlentwicklungen haben, bietet die gegenwärtige Lage reichlich, sodass weniger die Recherche und eher das Selektieren und Sortieren die richtige Kärrnerarbeit darstellen.
Die aufwendigste Vorarbeit war die räumliche Definition der Handlungen (die in meinen Romanen weltweite Auswirkungen mit sich ziehen), damit diese realistisch wirken. Dabei geht es nicht nur um bloße Geografie. Auch auf Details wie die Flugdauer einer SR-71 „Blackbird“ bei Durchschnittsgeschwindigkeit von der amerikanischen Ostküste bis an die Grenze zur Ukraine habe ich geachtet.
Wer oder was hat dich zum Schreiben gebracht?
Es sind hauptsächlich zwei Faktoren. Zum einen brodelte mein humanistisch-philosophischer Background wie die Caldera eines Vulkans. Zum anderen beobachte ich seit geraumer Zeit den Anfang der Umsetzung einer Doktrin, von der ich Mitte der 90er Jahre zufällig über einen alten Film erfuhr. Die Rede ist von „Was kommen wird“ („Things To Come“) von Herbert George Wells aus dem Jahr 1936: eine technokratische Weltregierung löst alle kleinen (und sehr böse dargestellten) Einheiten sowie alle individuellen Freiheiten und Kulturen ab und schaffe somit den „Weltfrieden“ im Sinne des Materialismus, der reinen Naturwissenschaft und des Neopositivismus, notfalls sogar mithilfe von „Friedensgas“. Damals hielt ich alles für die Spinnerei eines Autors von Science Fiction Romanen. Später fand ich heraus, dass Wells und seine Genossen (prominente Mitglieder der Fabian Society) es ernst meinten, ernster als die Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno, Marcuse und Lukács). Einziger Unterschied zwischen Vorhaben und Fiction: die Umsetzung solle langsam, schrittweise erfolgen, damit alle freiwillig ihre Rechte und Freiheiten an den neuen Heilsbringer abtreten. Das läuft gerade.
Planen oder einfach drauf los schreiben?
Planen, allerdings nicht wie ein Businessplan als Vorlage für eine Bank. Selbst wenn ich eine Idee und die Story bereits im Kopf habe, kommt kein Weg daran vorbei, erstmal das Skelett des Romans auf Papier zu bringen. Danach schreibe ich aber los. So kann ich Verzettelungen vermeiden. Anschließend ergänze ich bzw. bessere ich das aus, was mir Lektüre für Lektüre auf- bzw. einfällt. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, aber man sieht ihn erst dann, wenn die Details dran sind.
Dein perfekter Schreibort? Wo fühlst du dich zu Hause?
Es mag vielleicht langweilig klingen, aber am Liebsten schreibe ich einfach zu Hause am PC bzw. Laptop. Zugegeben: eine Holzhütte würde eine bessere Atmosphäre als eine Stadtwohnung bieten. Ich bin aber kein Exot, der beispielsweise am Strand oder auf einem Bergkamm schreibt. So etwas kann ich mir nicht vorstellen. Aber auch ein „Kulturcafé“ käme für mich nicht in Frage: zu wenig Privatsphäre. So eine Interaktion benötige ich während des Schreibens nicht.
Woran schreibst du gerade?
Am letzten Teil meiner Trilogie „Global Dawn“ und – parallel dazu – an einem Sachbuch, dessen Veröffentlichung aber frühestens Ende dieses Jahres realistisch ist.
Wie wichtig ist dir den Ort/Schauplatz zu kennen, über den du schreibst?
Sehr wichtig. Alles – Geografie, Menschen, Kulturen, Gepflogenheiten – muss stimmen und wahrheitsgetreu sein.
Selbstverständlich kann ich bei einem Roman, in dem Handlungen weltweit verstreut und ineinander verstrickt sind, nicht alle Schauplätze persönlich besuchen. Hier ist Recherchearbeit unabdingbar.
Hast du das Ende schon am Anfang in deinen Gedanken oder entwickelt sich dieses mit der Zeit?
Grob betrachtet, steht das Ende bereits vor Beginn des Niederschreibens fest. Lediglich was Nebenfiguren anbelangt, kann es im Laufe der Zeit Veränderungen geben.
Herzlichen Dank,dass du dir für meine Fragen Zeit genommen hast
LG Nika