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Rezension: "Cäsar läßt grüßen"

Joachim Fernau: "Cäsar läßt grüßen"




Rom, von der Gründung durch Romulus und Remus bis zu den Christenverfolgungen. Von Julius Caesar, Augustus und Nero bis hin zu Commodus, dessen Herrschaft den Untergang Roms einläutete. Die dramatische Geschichte eines Weltreichs, von Joachim Fernau spannend erzählt.

Meinung:

Geschichte ist langweilig, denken viele. Lauter Zahlen und Namen, verwirrend und doch immer das Gleiche: Aufstieg und Fall von Reichen, Könige und Eroberungen, Kriege und Tote. Gewiß, das ist so. Mit ein bißchen Glück werden in den Geschichtsbüchern vielleicht noch einige Entdecker, Erfinder oder Philosophen erwähnt. Das war’s dann aber auch. Daher wirkt Geschichte trotz des massenhaft vergossenen Blutes oft ziemlich blutleer.

Selten wird Geschichte so menschlich, menschelnd und pulsierend erzählt wie von Joachim Fernau. Er versteht es, komplizierte Zusammenhänge verständlich darzustellen, dabei immer auch ein wenig augenzwinkernd und mit der Doppeldeutigkeit von Worten spielend. Wer seine Geschichte der Römer liest, staunt nicht schlecht, wie einfach im Grunde alles ist. Im Wissen, daß die meisten Menschen mehr oder weniger eitel sind, verfolgt er die Lebensstränge einzelner, markanter Charaktere. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn Hannibal sich entschieden hätte, Rom anzugreifen und wenn der Aufstand des Spartakus nicht niedergeschlagen worden wäre? Wenn Cäsar allen Warnungen zum Trotz in den Iden des März n i c h t in den Senat gegangen wäre und Octavian keinen kongenialen Freund namens Agrippa gehabt hätte? Wir wissen es nicht. Aber es liegt im Wesen des Menschen, sich im Geiste auszumalen, was hätte sein können, sei es zum Besseren oder Schlechteren. Denn es ist so herrlich unverbindlich.

Wer die Geschichte der Vergangenheit liest, wird in Kenntnis der sich anschließenden Ereignisse an manchen Stellen geneigt sein zu rufen: “Haltet ein, denn das bedeutet euer Unglück!“ Denn ist der Rubicon erst einmal überschritten ist, gibt es meist kein Zurück mehr. Ich bin mir sicher, daß damals wie heute viele Zeitgenossen erkennen, wenn sie sich an einem historischen Wendepunkt befinden. Doch anstatt sich für den (für alle) richtigen Weg zu entscheiden, wählen die meisten Menschen dann doch den (für sie) bequemen Weg und lassen sich vom Sog der Ereignisse einfach mitreißen. So ist der Mensch eben: das Hemd ist ihm näher als der Rock.

Joachim Fernau schildert, wie neben vielen glücklichen Fügungen und brillianten Einzelpersonen der Glaube an die "virtus" den Aufstieg Roms begünstigte. Als aber im Gefolge von Eroberungen, Macht und  Wohlstand „d i e Plebs begann, d e r Plebs zu werden“, war das der Anfang vom Ende. Im nachhinein gesehen zieht sich diese Erkenntnis wie ein roter Faden durch die Historie. Ganz klar: kein Reich, keine Macht währt ewig. Und so wie Rom nicht an einem Tag erbaut wurde, ging es auch nicht an einem Tag unter.

© WW

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